Meine Freundin und ich wollten einfach nur einen schönen Strandurlaub in Europa machen – und haben zufällig einen absoluten Geheimtipp in Italien entdeckt: Apulien am ionischen Meer. Weiße Strände und hellblaues Wasser – wir dachten fast, wir sind auf den Malediven. Dazu historische Städte und Grotten zum Erkunden. Und natürlich: leckeres Essen. Und das alles, ohne Massen an europäischen Touristen. In dieser Übersicht verrate ich dir alle Apulien Geheimtipps mit den schönsten Stränden, schönsten Städten und ein paar Tipps für einen Urlaub fernab von Touristenmassen.
Während der Norden Italiens den Großteil der internationalen Touristen anziehen, befindest du dich in der Region Salento im südlichen Apulien auf einmal nur noch zwischen italienischen Urlaubern wieder. Salento ist eher unaufgeregt und gerade deswegen hat es mich verzaubert. Hier kannst du gemütlich hübsche Orte erkunden und am Strand entspannen, ohne ständig das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Und wenn dein Fokus eh auf am Strand liegen und lecker Essen liegt, seid hier genau richtig.
Die schönsten Strände in Apulien
Deswegen sind wir hier: die ionische Küste Apuliens ist der Geheimtipp, wenn es um Strände geht. Fast an der gesamten Küste zwischen Gallipoli und Santa Maria de Leuca im Süden erstreckt sich kilometerlanger Strand, wie man ihn auf Bildern der Malediven, oder Karibik, sieht: feiner heller Sand, dahinter sanfte Dünen und strahlend türkises Wasser. Das Meer ist hier sehr flach und meistens recht ruhig, so dass sich die Strände in diesem Gebiet ideal für einen Badeurlaub eignen. Ein paar Highlights sind:
- Spiaggia di Pescoluse
- Spiaggia di Torre San Giovanni
- Bahia Verde
- Spiaggia di Porto Selvaggio
- Punta Proscutto

Tipp #1: An fast allen Stränden gibt es Lidos, wo man sich Liegen und Sonnenschirme für den Tag mieten kann. Zugegebenermaßen hat man, umgeben von jede Menge Liegen, nicht das Gefühl eines einsamen Strandes. Aber ganz ehrlich: Lidos haben viele Vorteile. Dort gibt es Essen, Trinken, teilweise Musik, der Strand ist aufgeräumt und Bademeister passen auf. Und vor allem: in der prallen Sonne auf dem heißen Sand halten es nur Hartgesottene aus. Wer trotzdem keine Lust hat, jeden Tag für am Strand liegen zu bezahlen, kann aber überall in den freien Bereichen sein Handtuch ausbreiten.
Die Strandbar der Träume: Coco Loco
Wegen dieser Strandbar hat es uns überhaupt nach Apulien an die ionische Küste verschlagen. In einem höchstens mittelmäßigen Film war diese Strandbar der Star mit ihren weißen Holzsitzen, dem Dach aus Bambus und den Himmelbetten am Strand, die nach Malediven schreien. Also sind wir hin und hat gehalten, was der Film versprochen hat. Ein entspannter Vibe mit guter Musik, leckeren Paninis und wirklich guten Mojitos. Und vor allem: nicht komplett überladen und chaotisch wie die anderen Lidos entlang des Strandes. Auf den Liegen des Lido Coco Loco könnt ihr ganze Tage zufrieden an euch vorbeiziehen lassen.
Wie alle Lidos entlang der Küste weist ein kleines Schild entlang der Küstenstraße auf die Strandbar hier. Dann geht es im Schritttempo über eine holprige Schotterpiste. Auf halbem Wege kann man kostenlos parken, oder ganz am Ende für eine Gebühr von 5€ pro Tag. Dann folgt ihr dem Wegweiser zum Coco Loco über einen kurzen Holzweg durch die Dünen.
Tipp #2: auch wenn Essen und Trinken echt lecker sind, sind die Preise wie zu erwarten hoch. 10€ für einen starken Mojito und ca. 7€ für ein Panini, das satt macht. Wer sich diesen Luxus nicht jeden Tag leisten kann (wir zum Beispiel), sollte große Wasserflaschen und ein selbst belegtes Panini mitbringen.
Grotten in Santa Maria di Leuca entdecken
Eine der schönsten Unternehmungen in Apulien ist eine Bootstour zu den Grotten von Santa Maria di Leuca. Das Städtchen ist der südlichste Ort Italiens und war vor langer Zeit wahrscheinlich mal das “Ende der Welt”. Die gesamte Küste besteht hier aus hohen Felsenklippen, in denen unzählige Grotten gibt. Mit dem Boot kann man entweder die Grotten auf der ionischen oder der adriatischen Seite besichtigen (ca. 1,5h), oder während einer dreistündigen Tour alle zusammen. Ich kann euch nur empfehlen, euch Zeit für die komplette Tour zu nehmen!
Die beiden besten Touranbieter sind Leuca Explorer und Alexander Leuca. Leuca Explorer hat jedoch kein Büro im Ort selber, so dass man vorher online buchen muss. Da wir uns spontan zu der Tour entschlossen haben, fiel die Wahl nach ein wenig hin und her laufen entlang der kleinen Buden der Anbieter auf Alexander Leuca. Dort konnten wir spontan die nächste Tour mitmachen, die zu den Grotten auf der adriatischen Seiten führt.
In einem kleinen Speedboot ging es los. Unser sympathischer Fahrer erzählte einiges über den Leuchtturm und die Grotten, an denen wir vorbeigekommen sind. Ich kann nur vermuten, dass es interessant war, denn er sprach nur Italienisch. Es hat trotzdem Spaß gemacht ihm zuzuhören. In der letzten Bucht wurde der Anker neben ein paar anderen kleinen Booten geworden und wir konnten schwimmend einige Grotten besichtigen.
Der Blick vom Wasser ist einfach der Hammer! Meterhohe, steile Klippen ragen aus dem Wasser. Das Wasser ist so klar, dass man den Boden unter sich sieht. Eine der beiden Grotten führt hufeisenförmig in den Felsen hinein. Innen drin ist es ein wenig eng und es herrscht Zwielicht – ein tolles Abenteuergefühl! Um die zweite Grotte zu gelangen, muss man ganz kurz untertauchen. die Höhle ist nicht sehr groß, aber durch das einfallende Sonnenlicht entsteht ein wunderschöner “Blue Cave”-Effekt.

Malerisches Nardó
Nardó ist ein ruhiges kleines Städtchen mit einer wunderschönen Altstadt, in deren Gassen ihr euch ein wenig verlieren könnt. Bei einem entspannten Spaziergang kommt ihr vorbei an reich verzierten Kirchen und historisch anmutende Hausfassaden. Entlang der verwinkelten Straßen gibt es kleine Geschäfte und Boutiquen mit Keramik, Interieur und vielem weiterem zu entdecken. Wir sind hier ohne jeglichen Plan umher gewandert und haben den unaufgeregten Vibe der Stadt und ihr wunderschönes Gesicht genossen.
Wie viele Städte in Apulien, erwacht Nardó ab 18 Uhr zum Leben. Entlang des Piazza Antonio Salandra im Zentrum der Altstadt könnt ihr in einem der vielen Restaurants dem bunten Treiben zusehen. Hier haben wir ein wahres Gefühl für den Lebensrhythmus Apuliens gekriegt. Menschengruppen strömen auf die Plaza, um in den Restaurants zu essen, Kinder spielen schreiend Fußball auf dem Platz. Die Sonne geht unter, es kühlt ein wenig ab und ein entspanntes Gefühl liegt in der Luft.

Großstadt-Feeling in Lecce
Lecce ist die größte Stadt im südlichen Apulien und wird “Florenz des Südens” genannt, mit ihren verwinkelten Kopfsteinplastergassen, reich verzierten Kirchen und Barockgebäuden. Die Altstadt ist nicht zu groß, also ideal, um sich ein wenig in den Straßen und Gassen zu verlieren. Abends könnt ihr wahres italienisches Flair erleben, wenn Anwohner und Besucher zum Passeggiata in die Straßen strömen, bevor es ins Restaurant zum Essen geht.

Wir sind am Ende zwei Mal dort gewesen, einmal Abends und nochmal Tagsüber da wir gemerkt haben, dass Lecce sehr viel mehr zu bieten hat, als ein paar hübsche Straßen. Lecce beherbergt nämlich einige Sehenswürdigkeiten, die man aber alle an einem Tag entspannt besichtigen kann:
- Piazza del Doumo mit der Kathedrale von Lecce
- Porta Napoli, ein römischen Stadttor
- das römische Amphitheater
- Castello Carlo V
- Murba Ubiche, die ehemaligen Stadtmauern
Wie ihr seht, ist auch Lecce ein entspannter Ort, an dem man weniger etwas tut, sondern ihn eher einfach erlebt. Allerdings ist die Stadt groß genug, um auch ein wenig Großstadtfeeling zu bieten.
Entlang der Straßen Via Guiseppe Palmieri und Via Vittorio Emanuele II laden zahlreiche kleine, individuelle Geschäfte zum Shoppen ein. Auf der anderen Seite des Parks Giuseppe Garibaldi findet ihr entlang der Via Salvatore Trinchese aber auch internationale Shops wie Zara und Co.
Ein reges Nachtleben mit vielen Bars findet entlang der Via Ludovico Maremonti und der Piazza Vittorio Emanuele II statt, die ineinander übergehen. Etwas weiter entfernt davon befindet sich das Quanto Basta, das als beste Cocktailbar Lecce’s bekannt ist.
Auf der Suche nach Restaurantempfehlungen bin ich über den ausführlichen Guide von Neverendingvoyage gestoßen. Hier findet ihr Empfehlungen für Lunch, günstige Pizza und hervorragende Restaurants. Wir hatten es beim wunderschönen Cucina di Mamma Elvira versucht, aber leider wurde vor unserer Nase der letzte Tisch weggeschnappt. Daher: wenn ihr in dem Lichterkettenüberspannten Außenbereich sitzen möchtet, unbedingt reservieren!
Tipp #3: Wenn ihr mit dem Auto nach Lecce fahrt, empfehle ich den Parkplatz Parcheggio Piazza Carmelo Bene am nordöstlichen Ende der Altstadt. Er ist groß, gut zu erreichen und man ist innerhalb weniger Minuten in der Altstadt. Der Weg führt vorbei an den alten Festungsmauern, durch die Porta Napoli und runter die Via Giuseppe Palmieri, bis man zum Piazza del Duomo gelangt.
Gallipoli erkunden
Ein weitere Stadt, die zum entdecken einlädt, ist Gallipolli. Ihre Altstadt liegt auf einer der Stadt vorgelagerten Insel, die mit einer kurzen Brücke mit dem Rest der Stadt verbunden ist. Wir haben es selber leider nicht nach Gallipoli geschafft, aber die Stadt ist ein beliebtes Urlaubsziel für Italiener, da sie umgeben ist von wunderschönen Stränden, wie der Bahia Verde. Durch ihrer Lage am Meer findet ihr Fisch und Meeresfrüchte auf jeder Speisekarte. Und laut einem der Bademeister im Coco Loco ist das Nachtleben dort auch nicht zu verachten.
Essen und Trinken in Apulien
Apulien wird manchmal auch der “Garten Italiens” genannt. Der Fokus der ehemalig eher ärmlichen Region liegt auf Gemüse und natürlich Fisch und Meeresfrüchte. Natürlich schmecken hier Pizza und Pasta so gut wie im Rest Italiens, doch es gibt einige spezielle Highlights, die ihr nicht verpassen solltet:
Olivenöl
Wir haben für Aufgabegepäck gezahlt, um ein paar Liter Olivenöl mit nach Hause bringen zu können. 23% allen europäischen Olivenöls wird in Apulien produziert! Unsere Wahl fiel ganz spontan ein winzig kleines Geschäft der Ölproduzenten Frantoio Oleario Giuanna in Nardó und waren von der Qualität begeistert. Der Laden ist leider nicht auf Google Maps zu finden, er liegt jedoch direkt um die Ecke der Piazza Antonio Salandra, gegenüber der Kirche Chiesa di San Domenico.
Primitivo
Primitivo ist der Rotwein Apuliens und wird weltweit immer bekannter. In den meisten Restaurants ist er der Hauswein und wirklich immer gut. Weich, nur ein wenig fruchtig, nicht zu schwer.
Orecchiette e bietole
Die Nudelform Orecchiette ist die klassische Pasta Apuliens in Form einer kleinen Muschel. Ein typisches Essen in Apulien ist Orecchiette e bietole. Bietole ist ein Rübengrün und wird zusammen mit Orecchiette und Olivenöl serviert. Es sieht erst mal nach nicht viel aus – Pasta und dazwischen ein wenig grünes Gemüse – aber es wurde bereits nach einem Biss unser persönlicher Favorit! Pasta und gutes Olivenöl schmecken immer gut, das Rübengrün gibt dem Gericht allerdings einen leicht erdig-würzigen Geschmack. Probiert es unbedingt!
Orecchiette mit Kichererbsen
Bei Orecchiette mit Kichererbsen zeigt sich der historisch orientalische Einfluss Apuliens. Die Kombination wirkt erst einmal ungewöhnlich. Aber wie bei eigentlich allem, schafft es die italienische Küche, ein einfaches, aber leckeres Gericht zu zaubern.
Taralli
Taralli herzhafte kleine Gebäckkringel mit verschiedenen Gewürzen oder Kräutern. Sie sind ein super Snack zum Aperitivo, am Strand oder unterwegs.
Hinkommen
Der südliche Zipfel Apuliens ist ein wenig abgelegen. Der nächste Flughafen ist Brindisi. Von Düsseldorf, Köln, München und Stuttgart gibt es Direktflüge. Vom Flughafen Brindisi sind es nochmal 1- 1,5 h Autofahrt nach Südosten – je nachdem wo die Unterkunft ist.
Fortbewegen in Apulien
Ein Auto ist leider ein Muss, um zu Stränden und den verschiedenen Sehenswürdigkeiten Salentos zu kommen. Wir haben bei Avis das beste Angebot gefunden, aber mein go-to zum Vergleichen ist immer billigermietwagen.de. Nach Lecce, der größten Stadt der Region, fahren Züge und von dort aus auch nach Gallipoli. Aber das wars dann auch schon wieder. Wer kein Auto mieten möchte, kann von Lecce aus eine Tour zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten Apuliens buchen.
Unterkünfte in Apulien
Agriturismo und Masserias (ehemalige Farmen, die zu Hotels umgebaut wurden) sind auch am ionischen Meer Apuliens weit verbreitet und wunderschön. Besonders wer Interesse an Farm-to-Table-Hotels hat, wird begeistert sein. Leider waren sie aber mit mehr als 100€ pro Nacht für uns preislich nicht machbar. Vergleichsweise günstige Pensionen gibt in der gesamten Region es auf booking.com, wenn man nicht selber kochen möchte. Da wir uns jedoch selbst verpflegen wollten, haben wir uns ein AirBnB mit Küche gemietet. So bleibt mehr Budget für eine Liege am Strand (mehr dazu weiter unten). Hostels gibt es nur in Lecce.
Tipp #4: Für die Monate Juli und August solltet ihr bei Zeiten eine Unterkunft buchen. Die Gegend ist ein beliebtes Urlaubsziel der Italiener und entsprechend bleiben ein paar Wochen vor der Reise kaum noch Unterkünfte übrig. Spontan die ideale Unterkunft zu finden wird schwer.
#Tipp 5: Bei der Suche solltet ihr unbedingt darauf achten, ob die Wohnung über eine Klimaanlage verfügt! Gerade im Sommer kühlt es auch Nachts nicht wirklich herunter.
#Tipp 6: Auch mit einem Auto solltet ihr die Unterkunft strategisch aussuchen, um einen Urlaub nach euren Vorstellungen zu erleben. Wollt ihr lieber etwas mehr Ruhe und fahrt mit dem Auto, wenn ihr im Restaurant essen wollt? Oder wollt ihr einen Wein genießen zum Essen, so dass es zentrale Lage im Ort wichtig ist? Und wie lange seid ihr bereit, mit dem Auto zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu fahren?
Das muss ins Gepäck für Apulien
Für einen Urlaub in Apulien solltet ihr folgende Dinge nicht vergessen einzupacken:
- Ein aufblasbarer Ball oder andere leicht einzupackende Strandspiele
- Alternativ ein Kindl zum lesen am Strand
- Strandhandtuch (am besten aus Microfaser – spart Platz und sammelt weniger Sand)
- Sonnenhut (besonders wichtig bei Trips tagsüber)
- Ein Set schöner Klamotten – Abends brezeln sich die Italiener auf, wenn es zum Corso und ins Restaurant geht. So fallt ihr nicht sofort als Nicht-Italiener auf.
Obwohl nur ein kleiner Teil Apuliens, hat die Region an der ionischen Küste einiges zu bieten zwischen Stränden, Kultur, Essen und Landschaften. In meinen Tipps ist noch längst nicht alles, was ihr erleben könnt, enthalten. Vor allem aber ist in Apulien komplette Entspannung möglich durch geringe Entfernungen und keiner Überladung an Must-Do’s. Entscheide selbst, wie viel oder wenig du unternehmen möchtest in der flirrende Hitze von Italien’s Badeurlaubsort.